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Der Unterwasser-C64 (U64)

Tauchwunder U64

(Kinder bitte nicht zu Hause nachmachen)

Die Geschichte des U64 begann am Ende der HobbyTronic 2001 in den Dortmunder Westfalenhallen. Auf dieser Messe treffen sich schon fast traditionell jedes Jahr einige hartgesottene C64-Fans am Stand des 1. Wittener Computer Clubs.

U64-Logo Nun, seit einigen Jahren sind ich (gALAKTUS) und Skern mit von der Partie. Da wir wussten, dass der C64 im darauf folgenden Jahr sein 20. Jubiläum feiert, überlegten wir, was wir im nächsten Jahr vorführen könnten und kamen so auf den U64.

Skern erzählte von einer Geschichte, die er mal gehört hatte. Dort ging es um die Entrümpelung eines Dachbodens. Auf diesem Dachboden befand sich auch ein C64. Die "Entsorgungsexperten" wollten eine besonders einfallsreiche (wenn auch geschmacklose) Variante der C64-Entsorgung ausprobieren und warfen ihn kurzer Hand ins Wasser. Sehr zum Erstaunen der "Entsorgungsfachkräfte" lief der C64 nach dieser Aktion allerdings immer noch :p

Auch ich habe mal in grauer Vorzeit eine Folge von Quarks & Co gesehen, in der ein Computer unter Wasser lief. Ich dachte mir, was die können, können wir schon lange, und ca. 4 Wochen vor der HobbyTronic fingen Skern und ich mit unseren Versuchen an.

Skern testet U64 Die ersten Überlegungen brachten uns schnell zu der Erkenntnis, dass man am besten destilliertes Wasser für einen solchen Versuch benutzt, da dieses elektrisch fast neutral ist. Also tauchten wir einen C64 in destilliertes Wasser, natürlich unter Einhaltung sämtlicher VDE Sicherheitsmaßnahmen (!!). Auch der SID (C64 Soundchip) wurde vom Motherboard entfernt, da dieser mittlerweile recht selten geworden ist.

Allerdings verlief der Test nicht ganz so befriedigend wie wir uns das vorstellten, denn unser C64 zeigte nur Schwarzweißbilder und nach ca. 10 Sekunden versagte er völlig den Dienst. Allerdings war der Schaden weniger gering als wir zuerst vermuteten. Nach einer ausgiebigen Behandlung mit einem Föhn lief der C64 zumindest über Wasser wieder ganz normal.

Im nächsten Anlauf versuchten wir dem Versagen mittels einer Lackschicht entgegen zu wirken, aber auch das stellte sich als Finte heraus. Auch bei diesem Versuch versagte der C64 nach ca. 10 Sekunden den Dienst. Aber auch wie im Versuch zuvor funktionierte der C64 im "Trockendock" normal.

Der Durchbruch gelang uns erst, nachdem wir das destillierte Wasser mit Hilfe einer Pumpe in Bewegung versetzten. Zwar lieferte unser C64 immer noch ein Schwarzweißbild, aber er lief konstant und das unter Wasser!

Wasser zum U64 Jetzt wurde es Zeit, dem Schwarzweißbild den Garaus zu machen, und auch für dieses Problem fand Skern eine Lösung. Da sich unter Wasser alle Kapazitätswerte auf der C64-Platine verändern, produziert unser U64 kein korrektes FBAS-Signal (Signal für einen Farbmonitor). Der VIC (Grafikchip des C64) musste verstimmt werden. Nach einigen Versuchen lief der U64 unter Wasser und in Farbe. Nach einigen weiteren Versuchen folgte der erste Langzeittest, den der U64 bestand.

Die HobbyTronic rückte näher und wir mussten mit der Westfalenhalle die Sicherheitsbestimmungen und die von uns getroffenen Vorsichtsmaßnahmen durchgehen, damit niemand Schaden nimmt. Auf diesem Weg wurde auch die Presseabteilung der Westfalenhalle auf uns aufmerksam. Diese leistete gleich ganze Arbeit und gab die Nachricht weiter an die Presse und das Fernsehen. Schon am ersten Aufbautag kamen Pressefotografen, die Fotos von der "Wundermaschine" machen wollten. Leider war das nicht möglich, da der U64 bis zum ersten Messetag im "Trockendock" bei Skern lag.

Der zweite Aufbautag ging ins Land. Inzwischen hatte ich Fotos des U64 auf meine Homepage hochgeladen, damit ich den Presseleuten zumindest etwas anbieten konnte. Gegen Abend bekamen wir Besuch vom WDR. Dieser wollte von der HobbyTronic berichten und suchte etwas besonders "Freakiges". Als die Redakteurin C64 hörte, fingen die kleinen grauen Zellen an zu arbeiten:

HobbyTronic-Messestand mit U64 "Sagen Sie mal, C64 - ist das nicht dieser Einsteigercomputer aus den 80ern? Daraus lässt sich bestimmt eine schöne Story machen. Haben Sie Morgen Abend gegen 18:00 Uhr schon etwas vor und haben Sie etwas dagegen, live ins Fernsehen zu kommen?" (In diesem Moment sprang der Pressemann der Westfalenhallen vor Freude fast in die Luft und mir ging der letzte Satz auch runter wie Öl.)

Am nächsten Tag war es dann endlich soweit, der erste Messetag. Inzwischen waren auch die anderen Dienstagstreffleute informiert und auch zahlreich zur Unterstützung gekommen. Jedem wissbegierigen PC-Anwender wurde der U64 bis ins Detail erklärt, und so manchem fiel die Kinnlade fast ins destillierte Wasser.

Für mich rückte die Stunde der Wahrheit immer näher, schließlich sollte ich am Abend live ins Fernsehen und das passiert einem nicht alle Tage. Zu allem Überdruss fing unser U64 auch an Lampenfieber zu bekommen und zeitweise auszusetzen - sehr peinlich, falls das während der Sendung passieren sollte. Also wurde Skern mit der Lösung des Problems beauftragt. Er reinigte, lötete, bürstete, föhnte und verzweifelte. Zwar lief der U64, aber nur schwarz/weiß, da der "Verunreinigungsfaktor" des destillierten Wassers in der Westfalenhalle viel größer war als zuvor in Skerns Wohnung.

U64 und Pumpe Mittlerweile wurde um mich herum die Beleuchtung für die Sendung installiert, Kamerafahrten wurden geprüft, Regieanweisungen gegeben und auch der grobe Ablauf des Interviews wurde durchgegangen (mir ging der Hintern inzwischen auf Grundeis), als die Redakteurin eine Entscheidung fällte:

"Wir wissen ja, dass Ihr U64 läuft. Können Sie nicht einen anderen C64 anschließen, damit wir ein farbiges Bild auf dem Monitor zu sehen bekommen?"

Also wurde kurzer Hand Skerns SX64 an den Monitor geklemmt und so verlief das Interview planmäßig. Nach ein paar Erläuterungen, wie der U64 funktioniert und warum wird das eigentlich gemacht haben, war die Liveschaltung auch schon vorbei und das Studio Dortmund wurde wieder eingeblendet. Nach einigen Dankeschöns der Redakteurin wurden wir noch mal ermahnt, dass wir uns doch im nächsten Jahr wieder melden sollten, wenn wir etwas Verrücktes basteln :p

Die restlichen Tage der HobbyTronic verhielt sich der U64 brav, stand noch einigen Fotografen Modell, wurde noch mal von einigen Fernsehsendern abgelichtet. Ich und die anderen Dienstagstreffler durften noch einige Zeitungs- und Radiointerviews geben und viele Messebesucher wurden von unserem U64 ins Staunen versetzt. U.a. hat die Süddeutsche Zeitung nach der Messe einen interessanten Artikel veröffentlicht.


gALAKTUS 06/2002

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